Die Musikschule, das Konservatorium und die Schola Cantorum Basiliensis wurden zur Musik-Akademie der Stadt Basel zusammengeführt. Ihr Spektrum der Ausbildung reicht von Alter Musik und Klassik bis zu Neuer Musik und Performance. Mit Konzerten, wissenschaftlichen Symposien und Meisterkursen ist Musik-Akademie seit 150 Jahren Teil der Basler Kultur- und Wissenschaftsszene.
Das historische Ensemble in der Altstadt mit dem von Fritz Stehlin im Stil des 18. Jahrhunderts errichteten Musiksaal von 1903 und dem Hauptgebäude von1902/03 sowie dem Haus zum Vorderen Rosengarten wurde kontinuierlich zu einem Campus ausgebaut, indem weitere Bestandsbauten umgenutzt und eine neue Bibliothek errichtet wurden. Die durch zwei Höfe gegliederte Anlage in der Schutz- und Schonzone steht heute vor durchgreifenden Sanierungen und vor der Schaffung von mehr Übungsräumen und einer «Salle Modulable» für Neue Musik, Performance und digitale Musikprojekte. Zur Lösung dieser Aufgaben im Rahmen der Vision Campus 2040 hat die Akademie einen Studienauftrag an vier Büros ausgeschrieben.
In innerer und äusserer räumlicher Korrelation öffnet sich das Akademieareal mit der Salle Modulable und einem Logenhof für zeitgemässe Nutzungen und experimentelle Kuratierungen. Trotz des erweiterten Raumprogramms ist die Wahrung des städtebaulichen und architektonischen Gleichgewichts zwischen Alt und Neu entscheidend. Die historischen Bauten müssen im Stadtraum ihren Stellenwert behalten.
Mit der Salle Modulable und neuen Übungsräumen um einen neuen Logenhof wird das Akademiegelände zeitgemässen Nutzungen und experimentellen Musikformen geöffnet. Durch eine Aufstockung der Vera-Oeri-Bibliothek, 2009, im nördlichen Hof wird das grosse Volumen der Salle Modulable in die Anlage eingebettet. Die Überformung der Bibliothek mit einem Tonnendach wirkt als gestalterisches Element und stärkt das Ensemble. Indem die Trauf- und Giebelhöhen des Bestandes respektiert werden, wird die Gesamterscheinung nicht konkurrenziert.
Die Eindeckung mit Photovoltaikziegeln erlaubt, die Hülle des Saals energetisch zu nutzen und in einen Dialog mit den bestehenden Ziegeldächern zu bringen. Statisch wird die Konstruktion durch eine Tischabfangung gestützt. Akustisch vorteilhaft ist die Massivbauweise der kritischen Decken und Böden. Das neue Entrée koppelt auch den Kleinen Saal im Südhof mit dem Nordhof und vermittelt zwischen den bestehenden Niveaus. Um die zahlreichen neuen Übungsräume unterbringen zu können, wird vorgeschlagen, das Verwaltungsgebäude am Leonhardsgraben 40 von 1938 zu ersetzen. Mit der strassenseitigen Loggia als zweiter Zugang zum Campus entsteht gleichzeitig ein offener Warteraum vor der neuen Strassenbahnhaltestelle Musik-Akademie. Die Baukörper Salle Modulable-Bibliothek und Übungshaus gehen eine enge Symbiose ein, die sich im gemeinsamen Logenhof manifestiert. Er erstreckt sich über drei unterirdische Geschosse. Die Hoffenster der Bibliothek sind raumhoch verglast und mit Collagen von Christian Marclay gestaltet. Vom Leonhardsgraben abgewendet orientieren sich gegenüberliegend die modernen Übungsräume und z.B. der Rhythmikraum wie Logen zum Hof und verleihen ihm eine festliche Stimmung.
Mit der zweiten Modernisierungsphase im südlichen Hof wird der lange Quader im Westen aufgestockt und erlangt hinter der Silhouette des Grossen Saals grössere Sichtbarkeit. Der Neue Saal und der Klaus-Linder-Saal bleiben erhalten. Ein grosszügigeres Treppenhaus mit Aufzug erschliesst Unter- und Obergeschosse. Die Cafeteria wird zur Leonhardsstrasse hin verlegt und geöffnet. Weitere alte Häuser werden sanft saniert und ihr Dachgeschoss zu Musikzimmern ausgebaut. Die Vielfalt der Aussenräume ist für die Musikerinnen und Musiker, die ganze Tage und lange Abende in der Akademie verbringen, von hohem Wert. Mit dem Logenhof kommt ein Raum mit neuem Charakter hinzu. die Pflanzung von Linden im südlichen Akademiehof fasst seine Rasenfläche einheitlicher und unterstützt die heutigen Freiraumnutzungen durch die Schattenbildung. Der kleine ehemals private Garten im Rücken des Akademiehofs wird durch eine Maueröffnung mit ihm verbunden. Der Garten der Villa Moser, grossenteils eingenommen von Zufahrt, Parkplätzen und Anlieferung, wird durch eine dichte, geschwungene Hecke gegliedert.
Datum: 2022
Ort: Leonhardsstrasse 6, Basel
Auftraggeber: Musik-Akademie Basel
Bruttogeschossfläche: 8.755 m2
Landschaftarchitekt: Vogt Landschaftsarchitekten
Raumakustik: Müller BBM GmbH
Bauingenieur: ZPF Ingenieure AG (Statik)