<Galerie Gmurzynska, Köln, 1988–1991

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1988 beauftragte die Kölner Galerie Gmurzynska Diener & Diener mit einem Neubau. Das Büro hatte für die international renommierte Galerie bereits 1980 eine Ausstellungsarchitektur in Basel entworfen.

Das Grundstück an der Goethestrasse liegt in einer Villenkolonie in Köln-Marienburg. Das Quartier im Süden der Stadt ist in seiner offenen Bebauung und Strassenführung durch Camillo Sittes Ideen eines künstlerischen Städtebaus bestimmt. Zwischen ausgehendem Historismus und Neuem Bauen entstanden hier für wohlhabende Kölner Häuser der Architekten Joseph Maria Olbrich, Paul Pott, Paul Bonatz, Bruno Paul, Otto March, Hanns Koerfer oder später auch von Dominikus Böhm. Heute sind meist andere Nutzer eingezogen, Mitarbeiter von Konsulaten und Büros.

Der Bau der Galerie besteht aus zwei aneinandergefügten Quadern. Der eine von beiden ist grösser und höher, sodass der andere, der weniger weit in den Garten ausgreift, sich an ihn anzulehnen scheint. Das holzverkleidete Volumen liegt auf einem Sockel aus Backstein. Das leuchtende Rot der Fassade aus gestrichenem glatt gehobeltem Zedernholz wird im gebrannten Ton des Backsteins nochmals in gedämpfter Weise aufgenommen. Ein fast quadratisches Feld über dem Eingang hebt sich von der übrigen vertikalen Bretterschalung ab. Plattengross, gefasst von einem vorspringenden Rahmen, gleicht die Schalung einem monochromen Bild und wirkt nahezu schwebend. Das Motiv des Rechtecks kehrt, von der Strasse aus nicht sichtbar, wie ein Thema auf der Gartenseite wieder. Zwischen den beiden Rechteckfeldern erstreckt sich im Inneren der Galerie der grösste der Ausstellungssäle, der sein Licht seitlich durch einen Fensterfries unter der Dachkante erhält.

Die auskragende Krempe des Daches definiert die äussere Erscheinung des kubischen Baukörpers. Auf den Längsseiten stärker als auf der Front- und Rückseite gibt sich der Bau als Haus zu erkennen, unterstützt durch die Fenster, die den Kabinetten zugeordnet sind. An der fensterlosen Front zur Strasse lässt sich die einfache Organisation des Hauses erahnen. Das Erdgeschoss wiederholt im Wesentlichen den Aufbau des Obergeschosses. Zwischen den Ausstellungssälen und den flankierenden Kabinetten liegt eine einläufige Treppe.

Der Besucher gelangt vom Vorgarten über ein paar Stufen – dort, wo der kleinere Quader an den grösseren stösst – in die Halle der Galerie. Sein Blick fällt in einen unmittelbar anschliessenden Ausstellungssaal und weiter durch ein bis zum Boden reichendes Fenster in den Garten. Beim Nähertreten sieht er auch die Skulpturen, die auf einer von Stützmauern eingefassten Terrasse plaziert sind. Die Terrasse ist in die Rasenfläche eingeschnitten, schiebt sich, in Fortsetzung der Ebene des Ausstellungssaals, zwischen Haus und Garten und drängt dadurch die unmittelbare Sicht des Betrachters auf den Garten zurück. Aussen gehen Baukörper wie Skulpturen eine enge und spannungsvolle Beziehung mit den Elementen des Gartens ein, den Kirschbäumen, der Einfriedung, die näher oder entfernter einen neuen Raum aufspannen.

Ungleich Mies van der Rohes Häusern in Krefeld, die heute als Ausstellungsräume genutzt werden, öffnen sich die Räume in Köln nicht in die Umgebung, sondern beziehen sich einzig auf sich selbst.

Raum und Licht bilden den eigentlichen Kontext, in den die Ausstellungsgegenstände eingebettet werden, wenn im Oberlichtsaal, durch die Fenster nach Süden, hoch im Raum, im Verlauf des Tages das Licht schwankt und gegenüber, in den Kabinetten, nur beinahe unmerklich variiert. Es sind elementare, archetypische Räume.. Ihre allgemeine Form lässt zu, dass sie jede Besonderheit umso mehr bereichert.

Datum: 1988—1991
Auftraggeber: Krystyna Gmurzynska
Ort: Goethestrasse 65a, Köln, Deutschland
Bruttogeschossfläche (BGF): 700 m²
Programm: Ausstellungsräume, Lager, Büro, Garten
Bauingenieur: Pirlet & Partner
Technische Gebäudeplanung: Bogenschütz & Bösch

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