<Casa A1 Villagio Olimpico, Turin, 2003–2006

Das Wohngebäude Casa A1 zur Unterbringung der Sportler während der 20. Olympischen Winterspiele 2006 in Turin liegt im Nordosten des olympischen Dorfes. Wie die Figur eines Schachspiels steht es am Rande des schachbrettartigen Feldes aus Solitärbauten, das Steidle + Partner in einem Masterplan städtebaulich vorbestimmt haben. Es neigt sich mit drei zuoberst wie über einem Schaft auskragenden Ebenen den gegenüberliegenden umstrukturierten Hallen der Mercati Ortofrutticoli all’Ingrosso zu.

Von Anbeginn stand fest, dass das Haus im Anschluss an die Spiele in ein allgemeines Wohngebäude umgewandelt werden wird – nachdem sich dort zuvor Sportler unterschiedlichster Nationen kennengelernt und neue Beziehungen geknüpft hatten. Diese Vorstellung sollte das Haus gestalterisch prägen und als ursprüngliche Atmosphäre bei der späteren Neunutzung bewahrt werden.

Die äusseren Dimensionen, der vier- und fünfteilige Stützenraster sowie die Position der vertikalen Erschliessungszonen waren Vorgaben der Städtebauer für eine individuelle Weiterentwicklung der Häuser durch die verschiedenen beteiligten Architekten. Entgegen einer eindeutigen, konventionellen Funktionsverteilung in den Wohnungen strebten Diener & Diener ähnlich wie schon in einem früheren Entwurf im Amsterdamer Hafen eine nicht hierarchische räumliche Ordnung an, bei der die Raumeinheiten untereinander in Austausch stehen. Wo der Wohnbereich, das Schlafzimmer oder die Küche ihren Platz finden, kann dank der gleichmässigen Struktur der Wohnung frei entschieden werden. Dadurch entsteht auf jedem Geschoss eine funktional individuell geprägte innere Struktur, eine räumliche Verkettung von Kammern um eine Loggia, die sich längs oder quer in die Tiefe und bis an die Grenze der kubischen Aussenhülle entwickeln. Diese Syntax verstärkt sich bildhaft als dynamisches Spiel der Fenster in den Fassaden. Hohe und niedrige Fenster, die vertikal und horizontal versetzt angeordnet sind, heben die einfache Geschossaufteilung auf und erzeugen eine zusätzliche Gliederung.